Die große Welt der Spiegelreflexkamera
Bei einer Spiegelreflexkamera handelt es sich um eine Fotokamera, die sich in einer sehr prägnanten Weise von einer gewöhnlichen Kamera unterscheidet: Zwischen dem Objektiv und der Bildebene befindet sich ein Spiegel, der sich bei einer Aufnahme, also während der Belichtung, weg klappt. In der Regel handelt es sich um eine horizontal liegende Einstellscheibe, auch Mattscheibe genannt, auf welcher das Bild seitenverkehrt dargestellt wird. Während bei älteren Modellen noch ein Lichtschachtsucher zum Einsatz kam, um das Bild auf der Mattscheibe erblicken zu können, befinden sich in neueren Spiegelreflexkameras sogenannte Prismensucher. Durch diese wird das durch das Objekt einfallende Bild seitenrichtig im Sucher dargestellt. Die Bilder, die mit einer Spiegelreflexkamera gemacht wurde sehen besonders hochwertig aus.
Verschiedene Varianten der Spiegelreflexkamera
Von der Spiegelreflexkamera gibt es mehrere Bauweisen. Die beiden Hauptunterschiede sind die einäugige Standardform SLR (englisch: single-lens reflex) und die zweiäugige TLR (englisch: twin-lens reflex). Die TLR hat verfügt gegenüber der SLR über einen vollkommen eigenständigen Sucher-Strahlengang, ein sogenanntes „zweites Auge“, welches sich direkt über dem Hauptobjektiv befindet. Hinter diesem zweiten Auge befinden sich schließlich der Spiegel, die Mattscheibe und ein Lichtschacht. Bei digitalen Spiegelreflexkameras, also Spiegelreflexkameras bei denen die Belichtung nicht auf einem Film, sondern auf einem digitalen Aufnahmesensor aufgezeichnet wird, werden häufig einfach nur DSLR bezeichnet (Digital Single-Lens Reflex), alternativ dazu auch DSR (Digitale Spiegelreflex)
Die Geschichte der SLR
Die erste große Kamera, die als Spiegelreflexkamera bezeichnet werden konnte, wurde im Jahr 1861 durch Thomas Sutton entwickelt. 32 Jahre später wurde ein Patent für ein Wechselmagazin eingereicht. Bei der ersten in Deutschland produzierten Spiegelreflexkamera handelte es sich um die Zeus-Spiegel-Kamera. Diese wurde im zeitweilig größten Kamerawerk in Dresden, der Hüttig AG, hergestellt. Erst der Berliner Tüftler und Fotograf Fritz Kricheldorff, dessen Vater schon ein leidenschaftlicher Fotograf gewesen ist, hatte neben diversen anderen Fotoapparaten etwa um das Jahr 1895 die weltweit erste Spiegelreflexkameras entwickelt. Es handelte sich dabei um die „Spiegel-Reflex-Klapp-Camera Modell 1910“, für die er auch ein Patent angemeldet hatte. Viele Jahre hatte sich nicht mehr allzuviel bei der Entwicklung der Spiegelreflexkamera getan. Bis zum Jahr 1936, als die 1912 in Dresden gegründete Firma Ihagee mit der „Kine Exakta“ die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt auf der Leipziger Frühjahrsmesser präsentiert hatte. Zwar hatte ihr Konstrukteur, der Mechaniker Karl Nüchterlein, seine Kamera mit einem Lichtschachtsucher ausgestattet, in dem das Sucherbild durch die Achsenspiegelung seitenverkehrt dargestellt wurde. Doch hatte bereits im Jahr 1931 Kurt Staudinger das sogenannte Dachkantenprisma erfunden, welches eine Seitenumkehrung ermöglichte. Dadurch konnte das durch das Objektiveinfallende Bild im Sucher korrekt dargestellt werden. Ab 1949 wurde dieses Prisma schließlich in den ersten Spiegelreflexkameras verbaut, nämlich in der Contax S von Zeiss Ikon sowie in der in Italien hergestellten Rectaflex.
Spiegelreflexkamera - Die Entwicklung des heutigen Suchers
Der für heutige Verhältnisse übliche Sucher, mit dem es möglich war, in Augenhöhe durch die Kamera blicken zu können, wurde in Ungarn entwickelt und 1943 zum Patent angemeldet. Der erste Sucher dieser Art, der in einer 35-Millimeter-Spiegelreflexkamera verbaut wurde, fand sich schließlich in der Duflex, einer Spiegelreflexkamera, die mit einem Rückkehr- beziehungsweise Rückschwingspiegel, einer Sprinngblende und einem seitenrichtigen Sucherbild ausgestattet war. Damals handelte es sich allerdings noch nicht um ein Prisma, sondern vielmehr um die Aneinanderreihung verschiedener Spiegel, über welche das Bild reflektiert wurde. Diese SLR ist allerdings weitestgehend unbekannt geblieben, da gerade einmal rund 800 Exemplare davon gebaut wurden. Der Rückschwingspiegel in der Duflex war so angeordnet, dass das Bild, welches durch das Objektiv eingefallen ist, direkt in den Sucher umgeleitet wurde. Nach dem Auslösen bewegte sich dieser nach oben, sodass das Licht ungehindert auf die Bildebene treffen konnte, um anschließend sich wieder direkt nach unten in die Ausgangsposition zu begeben, sodass das Sucherbild wieder sichtbar geworden ist.